Grammatik Satz 116


Spanischer Sat

Con toda claridad vi la suerte que se me preparaba, y me felicité por el oportuno accidente que me había salvado.

Deutscher Satz

a.) Mit aller Klarheit sah ich das Los, das man mir zudachte und beglückwünschte mich zu dem Unfall, der sich rechtzeitig ereignet und mich so gerettet hatte.

b.) Mit aller Klarheit sah ich das Los, dass man mir zugedacht hatte und beglückwünschte mich zu dem Unfall, der sich rechtzeitig ereignet und mich so gerettet hatte.)

c.)Mit aller Klarheit sah ich das Los, dass man mir zugedacht hatte und beglückwünschte mich zu dem Unfall, der sich rechtzeitig ereignete und mich so errettete.)

d.) Mit aller Klarheit sah ich das Los, dass man mir zugedacht hatte und beglückwünschte mich zu dem passenden Unfall, der mich gerettet hatte. )

Grammatik

Quizfrage? Ist diese Argumentation richtig?
Wir haben eigentlich eine klare Konstellation wir haben ein indefinido ... vi la suerte ..., das eingebettet ist in ein imperfecto ... que se me preparaba ...

Antwort: Das Argumentationsmuster ist falsch.

Eine ausführliche Diskussion warum das falsch ist, finden sie in den vorigen zwei Sätzen.

Etwas komplizierter verhält es sich mit dem Plusquamperfekt. Er beschreibt prinzipiell eine Vorvergangenheit, genauer gesagt, beschreibt er ein Ereignis der Vorvergangenheit, dessen Konsequenzen in einem anderen Zeitraum noch spürbar sind. So weit so gut. Man sollte sich aber klar machen, dass der Satz auch mit einer anderen Konstellation richtig gewesen wäre, allerdings hätte dies die Bedeutung verändert.

Zwischen a) und b) besteht ein Unterschied, im Deutschen wie im Spanischen. Bei a) wollen sie ihn weiterhin umbringen und werden das im Verlaufe der Geschichte auch noch mehrmals versuchen. Bei b) wird dieser Wille als zu einem Zeitpunkt der Vergangenheit als abgeschlossen geschildert. Das Imperfekt stellt zwar, im Gegensatz zum Perfekt, keinen engen Bezug zur Gegenwart her, lässt aber unter Umständen, wie in diesem Beispiel, offen, wann die Handlung in der Vergangenheit abgeschlossen ist und unter Umständen ist nicht einmal klar, ob die Handlung nicht über den Sprechzeitpunkt hinausreicht.

Als ich ihn zum letzten Mal sah, arbeitete er bei Daimler Benz, aber was er jetzt macht weiß ich nicht. Cuándo le vi por última vez, trabajaba para Daimler Benz, pero lo que hace ahora, esto no lo sé.

Was der Duden und andere Grammatiken, die von diesem abschreiben, über das deutsche Imperfekt schreiben, ist also falsch, beschreibt nicht den tatsächlichen Gebrauch des Imperfektes im Deutschen.

"Das Präteritum wird immer dann gewählt, wenn ein Geschehen (eine Handlung) im Sprechzeitpunkt vergangen und abgeschlossen ist und in diesem Sinne der Vergangenheit angehört."

Duden, Band 4, Mannheim, 1995, Seite 148

Dies beschreibt die Funktion des Imperfektes nur unpräzise. Das deutsche Imperfekt ähnelt insofern dem spanischen imperfecto, als beide Handlungen beschreiben können, deren Ende entweder gar nicht bekannt ist oder nicht interessiert. Beide unterscheiden sich vom Perfekt / pretérito perfecto insofern, als sie keinen engen Bezug zur Gegenwart herstellen.

richtig: Das ganze Stadtviertel ist abgebrannt und jetzt sind 50 000 Menschen obdachlos.
falsch: Das ganze Stadtviertel brannte ab und jetzt sind 50 000 Menschen obdachlos.

Es ist auch zu betonen und von entscheidender Bedeutung, dass das Imperfekt im Deutschen sowohl aufeinander folgende Handlungen, wie auch parallel verlaufende Handlungen beschreibt.

Er kam, trank sein Bier, zahlte und ging.
Er kam und trank sein Bier während er zahlte und ging.

Das Perfekt beschreibt eine Handlung, die in der Vergangenheit abgeschlossen ist, deren Konsequenzen in der Gegenwart aber spürbar sind, oder präziser, das Perfekt muss stehen, wenn die Konsequenzen noch spürbar sind. Sind die Konsequenzen nicht spürbar, kann es meistens (Ausnahme Schilderung von Handlungsabläufen, nicht abgeschlossene Handlungen der Vergangenheit) das Imperfekt ersetzen. Das Imperfekt beschreibt eine Handlung, die in der Vergangenheit eingesetzt hat, möglicher- aber nicht notwendigerweise abgeschlossen ist, und die keine Konsequenzen für die Gegenwart hat. Betrachtet man also den ideellen Gehalt, also was das Imperfekt / imperfecto, respektive Perfekt / pretérito perfecto zu realisieren versuchen, liegen das Spanische und das Deutsche gar nicht so weit auseinander. Der Unterschied ergibt sich durch die Existenz des indefenido, das es im Deutschen ja gar nicht gibt und durch die Tatsache, dass im Deutschen Imperfekt und Perfekt eine gemeinsame Schnittstelle haben. Im Deutschen kann bei einer abgeschlossenen Handlung der Vergangenheit ohne Gegenwartsbezug sowohl das Perfekt wie auch das Imperfekt verwendet werden.

Letztes Jahr fuhren wir nach Mallorca.
Letztes Jahr sind wir nach Mallorca gefahren.

El año pasado nos fuimos a Mallorca.

Er brüllte mich an, als ob ich ein Verbrechen begangen hätte.
Er hat mich angebrüllt, als ob ich ein Verbrechen begangen hätte.

Me gritó como si hubiera cometido un crimen.





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