Grammatik Satz 187


Spanischer Sat

Pasaron días, tal vez muchos días, antes que llegase a balancearse lo suficientemente cerca de mí para abanicarme con su aire acre.

Deutscher Satz

Es vergingen Tage, viele Tage vielleicht, bis es soweit war, dass er so weit an mich herangerückt war, dass mich die herbe Luftzüge seiner Schwingungen anfächelten.

Grammatik

Das indefinido ... Pasaron días ... wird als abgeschlossene Handlung in abgeschlossener Vergangenheit gesehen. Man kann das nachvollziehen, denn es wird ein Zeitraum angeben. Wenn der Fall etwas anders gelagert wäre, wenn wir dieses ... Pasaron días ... als Hintergrundhandlung verstehen könnten, in die andere Handlungen eingebettet sind, oder als eine Parallelhandlung zu anderen Handlungen, dann stünde das imperfecto. Wir haben aber nichts dergleichen, folglich steht das indefinido.

Anders ist es in diesen Beispielen.

Pasaban los días y ni se acordaban de su gran pelea.
Pasaban días enteros cosiendo, pero apenas les alcanzaba el dinero.
Pasaban días y semanas y nada me salía.

Hier haben wir eine Parallelhandlung und dies wiegt schwerer, als die Abgeschlossenheit. Man kann vereinzelt auch Beispiele finden, wo das indefinido benutzt wird, obwohl eine Handlung eingebettet ist, allerdings ist dies selten. Diese Beispiele sind google entnommen.

Un día mi amiga me dijo que me lo presentaría, así pasaron días, meses, y yo sentía que enloquecía por él. Pasaron días, más días y hasta semanas y los padres seguían sin enterarse de lo que le pasaba a su hija.

Da es aber wesentlich mehr Beispiele gibt, die mit dem imperfecto konstruieren, wenn es sich um eine Grundhandlung handelt, kann davon ausgegangen werden, das in diesem Fall das imperfecto die Norm ist.

Unser Fall allerdings ist klarer, hier wird keine Handlung eingebettet. Auch Julio Cortázar konstruiert mit dem indefinido.

Pasaron días -puede ser que hayan pasado muchos días- antes de que oscilara tan cerca de mí que parecía abanicarme con su acre aliento.

Zwischen der Übersetzung von Julio Cortázar und "unserer" Übersetzung gibt es nun erhebliche Unterschiede.

Zum einen schreibt Julio Cortázar ... antes de que ... während bei "unserer" Übersetzung das de fehlt.

Hierzu lesen wir auf der Seite http://www.elcastellano.org/que.html folgendes.

"Las locuciones conjuntivas antes que, antes de que, después que, después de que pueden usarse indistintamente:

Antes que llegaran, habló conmigo.
Antes de que llegaran, habló conmigo.

Después que lo dijo, se arrepintió.
Después de que lo dijo, se arrepintió."

Im Detail ist das nicht richtig, wie wir bei Vera Morales erfahren.

"ANTES DE + Infinitiv muss statt ANTES DE QUE + Nebensatz bei Gleichheit von grammatischem (oder auch psychhologischem Subjekt) im Haupt - und Nebensatz stehen.

Antes de empezar, les voy a decir una cosa importante."

Vera Morales, Spanische Grammatik, dritte Auflagen, Münschen 1999, Seite 643

Nach antes (de) que steht immer der subjuntivo. Über den subjuntivio nach antes (de) que können wir uns wundern, denn er ist aus der Generalklausel heraus nicht immer erklärbar.

Steht der Satz im Präsens, ist er aus der Generalklausel heraus erklärbar, denn dann ist das Eintreten der Handlung tatsächlich unbekannt.

Hazlo antes de que te lo digan.
= Mach es, bevor sie es dir sagen.
Antes de que venga, tenemos que limpiar el piso.
= Bevor er kommt, müssen wir die Wohnung sauber machen.

Hier ist der Eintritt der Handlung tatsächlich unbekannt, und folglich lässt sich in diesem Fall der subjuntivo aus der Generalklausel heraus erklären.

Wird allerdings eine Handlung aus der Vergangenheit geschildert, kann der subjuntivo mit der Generalklausel nicht mehr erklärt werden. In diesem Beispiel ist der Eintritt der Handlung bekannt.

Limpiamos el piso antes de que viniera.
= Wir machten die Wohnung sauber bevor er kam.

Hier ist der Zeitpunkt des Eintreffens bekannt, und auch sonst gibt es eigentlich kein Argument für den subjuntivo. Die Analogie zu einem Satz im Präsens ist aber offensichtlich so stark, dass der subjuntivo auch dann verwendet wird, wenn die ihn charakterisierende Situation eigentlich nicht vorliegt. Wir müssen das nun einfach akzeptieren. Nach antes (de) que steht immer der subjuntivo.

Weiter haben wir in der Übersetzung von Julio Cortázar noch diesen erklärüngsbedürftigen Abschnitt

Pasaron días -puede ser que hayan pasado muchos días- antes de que oscilara tan cerca de mí que parecía abanicarme con su acre aliento.

Überraschend ist, das mit ... puede ser que hayan pasado ... der Referenzeitpunkt die Gegenwart des Erzählers ist. ... hayan pasado ... ist ein subjuntivo de perfecto, er stellt die Handlung als ein Ereignis dar, das für die Gegenwart relevant ist. Normal wäre so was.

Puede ser que haya venido ya. = Möglich, dass er schon gekommen ist.

Die ganze Geschichte spielt aber in der Vergangenheit. Der Referenzeitpunkt müsste ein Zeitraum in der Vergangenheit sein. Die Übersetzung ins Deutsche würde mit einem Imperfekt erfolgen.

Es vergingen einige Tage, möglicherweise waren viele Tage vergangen / möglicherweise vergingen viele Tage, bis die Schwingungen so nah an mich herangerückt waren, dass sie mich anzufächeln schienen. Offensichtlich ist es so, dass im hypothetisch / irrealen Kontext der enge Bezug des pretérito perfectos aufgelöst ist.