Grammatik Satz 32


Spanischer Satz  
En medio de mis repetidos e insensatos esfuerzos, en medio de mi enérgica tenacidad en recoger algún vestigio de ese estado de vacío aparente en el que mi alma había caído, hubo instantes en que soñé triunfar.

Deutscher Satz

Inmitten meiner wiederholten und sinnlosen Anstrengungen, inmitten meiner beharrlichen Versuche eine Spur des Zustands der offensichtlichen Leere wieder zu erlangen, in den meine Seele gefallen war, gab es Momente, in denen ich zu triumphieren glaubte.

Grammatik  

Die Sätze 33 bis 36 stehen in einem losen Kontakt zu den Sätzen 21 bis 31. Wir erwähnten schon, dass dieser Textabschnitt, die Sätze 21 bis 37 etwas kompliziert ist. Es ist der komplizierteste Textabschnitt der ganzen Erzählung. Er liegt nun in einem Dämmerzustand in seinem Kerker. Den Transport zu seinem Kerker hat er unbewusst wahrgenommen und versucht, diese Erinnerungsfetzen, die mehr unbewusst als bewusst wahrgenommen wurden, in das wache Bewußtsein hinüberzuretten. Aufgrund der Komplexität dieses Abschnittes zeigen wir das englische Orginal, eine Übertragung ins Deutsche und die Übersetzung von Julio Cortázar.

Das englische Orginal
Amid frequent and thoughtful endeavours to remember , amid earnest struggles to regather some token of the state of seeming nothingness into which my soul had lapsed, there have been moments when I have dreamed of success; there have been brief, very brief periods when I have conjured up remembrances which the lucid reason of a later epoch assures me could have had reference only to that condition of seeming unconsciousness. These shadows of memory tell indistinctly of tall figures that lifted and bore me in silence down -- down -- still down -- till a hideous dizziness oppressed me at the mere idea of the interminableness of the descent. They tell also of a vague horror at my heart on account of that heart's unnatural stillness. Then comes a sense of sudden motionlessness throughout all things; as if those who bore me (a ghastly train!) had outrun, in their descent, the limits of the limitless , and paused from the wearisomeness of their toil. After this I call to mind flatness and dampness; and then all is MADNESS -- the madness of a memory which busies itself among forbidden things.

Deutsche Übersetzung
Inmitten meines wiederholten Bemühens, mich zu erinnern, inmitten der ernsten Kämpfe, etwas von dem Zustand des offensichtlichen Nichts, in welchen mein Bewußtsein geglitten war, wieder zu erlangen, gab es Momente, wo ich an ein Gelingen glaubte, ich konnte Erinnerungen wachrufen, die mein klarer Verstand eines späteren Stadiums nur dem Zustand scheinbarer Bewußtlosigkeit zuordnen konnte. All diese Schatten der Erinnerung erzählen von großen Gestalten, die mich emporhoben und schweigend hinabtrugen, hinab, immer weiter hinab, bis allein schon die Idee des unendlichen Hinabgleitens ein furchtbares Schwindelgefühl in mir hervorrief. Sie erzählen auch von einem unbestimmten Ensetzen, von dem mein Herz, bedingt durch seine unnatürliche Regunglosigkeit, erfasst wurde. Dann der Eindruck, dass alles ins Stocken gerate, ganz so als ob die, die mich trugen (ein gespenstischer Zug), bei ihrem Hinabschreiten die Grenzen des Grenzenlosen überschritten hätten und nun ausruhten von der Mühsal ihrer Werkes. Dann erinnerte ich mich an ein flaches Liegen und an einen Dunst. Dann der Wahnsinn -- der Wahnsinn der Erinnerung, die sich mit dem Unfaßbaren abmüht.

Julio Cortázar
Entre frecuentes y reflexivos esfuerzos para recordar, entre acendradas luchas para apresar algún vestigio de ese estado de aparente aniquilación en el cual se había hundido mi alma, ha habido momentos en que he vislumbrado el triunfo; breves, brevísimos períodos en que pude evocar recuerdos que, a la luz de mi lucidez posterior, sólo podían referirse a aquel momento de aparente inconsciencia. Esas sombras de recuerdo me muestran, borrosamente, altas siluetas que me alzaron y me llevaron en silencio, descendiendo... descendiendo... siempre descendiendo... hasta que un horrible mareo me oprimió a la sola idea de lo interminable de ese descenso. También evocan el vago horror que sentía mi corazón, precisamente a causa de la monstruosa calma que me invadía. Viene luego una sensación de súbita inmovilidad que invade todas las cosas, como si aquellos que me llevaban (¡atroz cortejo!) hubieran superado en su descenso los límites de lo ilimitado y descansaran de la fatiga de su tarea. Después de esto viene a la mente como un desabrimiento y humedad, y luego, todo es locura -la locura de un recuerdo que se afana entre cosas prohibidas.

Grammatikalisch bereitet der letzte Teil des Satzes Probleme.
Während "unsere" Übersetzung mit einem pretérito anterior und einem indefinido konstruiert, konstruiert Julio Cortázar mit zwei pretérito perfectos. Einfach erklären können wir uns den, rot markierten, pluscuamperfecto.

... que mi alma había caído, hubo instantes en que soñé triunfar.
... había hundido mi alma, ha habido momentos en que he vislumbrado el triunfo;

Wir haben hier wieder ein Beispiel, wo es auf die Vorzeitigkeit wesentlich ankommt, im Spanischen könnte nicht das indefinido stehen, das imperfecto sowieso nicht, und im Deutschen kein Imperfekt, der Satz würde völlig verändert.

Inmitten meines wiederholten Bemühens, mich zu erinnern, inmitten der ernsten Kämpfe, etwas von dem Zustand des offensichtlichen Nichts, in welchen mein Bewußtsein glitt, wieder zu erlangen, gab es Momente, wo ich an ein Gelingen glaubte...

Der Sinn würde vollkommen verändert, es würde eine Gleichzeitigkeit zwischen dem Gleiten und den anderen Handlungen suggeriert, die de facto nicht vorhanden ist.

Erhebliche Probleme haben wir allerdings mit den, blau markierten Kombinationen, pretérito anterior / indefinido respektive pretérito perfecto / pretérito perfecto.

Man könnte die Ansicht vertreten, dass die Kombination imperfecto / indefinido die passende Konstellation sei.
... que mi alma había caído, había instantes en que soñé triunfar.
... había hundido mi alma, había momentos en que he vislumbré el triunfo.

Wir könnten sagen, dass das ... había momentos... eine Grundhandlung sei, in die das vislumbrar eingebettet ist. Das sieht aber offensichtlich weder "unser" Übersetzer noch Julio Cortázar so.

Es wird jetzt spannend. Entscheidend ist die Tatsache, dass es momentos sind und nicht un momento. Es wird nicht als Zeitrum gesehen, sondern als aufeinanderfolgende Momente, in denen sich punktuelle Handlungen ereignen. Gibt man "Hubo momentos" bei google ein, wird man feststellen, dass immer das indefenido steht.

Hubo momentos en los que no tuviste dinero y otros en los que pudiste ahorrar.
Hubo momentos en los que los propios protagonistas organizaron las conferencias de prensa.
Hubo momentos en que se pusieron en juego los conocimientos individuales y se produjo nuevo conocimiento.


Unsere Sätze sind aber nochmal anders, es wird nicht mit zwei indefinidos konstruiert.
Zur Verwendung des pretérito anteriors lesen wir bei José Vera Morales folgendes.

"Das pretérito anterior kommt nur gelegentlich in der Schriftsprache vor, in der gesprochenen Sprache ist es ganz ungebräuchlich. Generell wird dieser sehr altertümlich wirkende Tempus durch den indefinido ersetzt."

José Vera Morales, Spanische Grammatik, dritte Auflage, München 1999, Seite 342
Noch mehr Probleme bereiten die pretérito perfectos von Julio Cortázar. Das pretérito perfecto wird normalerweise nur verwendet, wenn ein enger Bezug zur Gegenwart besteht, weil entweder die Handlung, die in der Vergangenheit abgeschlossen wurde auf die Gegenwart noch ausstrahlt, oder weil sich der Sprecher im selben Zeitraum befindet, in dem auch das geschilderte Ereignis stattfand. Beides liegt in unserem Beispiel nicht vor. Die Verwendung des pretérito perfectos kann man sich auf zweierlei Arten erklären. Die erste, in Anbetracht der Tatsache, dass der Autor Julio Cortázar heißt, nicht besonders wahrscheinliche Erklärung, bestünde darin, dass auch Julio Cortázar, einer in Südamerika beobachtbaren Strömung folgt, die zwischen dem pretérito perfecto und dem indefinido nicht mehr klar trennt, folgt. Julio Cortázar ist zwar Argentinier, aber dass er unbewusst einer Strömung folgt, ist eher unwahrscheinlich. Die zweite Erklärung finden wir bei José Vera Morales.

"Ein Vorgang, der sich irgendwann in der Vergangenheit zugetragen hat, steht im perfecto, wenn es auf eine zeitliche Einordnung nicht ankommt. "

José Vera Morales, Spanische Grammatik, dritte Auflage, München 1999, Seite 327



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